Simulierter UNFALL mit vielen VERLETZTEN

Blaulichtorganisationen üben im Josef-Deimer-Tunnel Ernstfall

Jede Menge Blaulicht und ein Großaufgebot an Rettungskräften samt Fahrzeugen säumten am Samstagvormittag das Tunnelportal an der Podewilsstraße. Es handelte sich dabei aber nicht um einen Unglücksfall. Die Blaulichtorganisationen übten ab etwa 7.30 Uhr einen Großeinsatz im 1470 Meter langen Josef-Deimer-Tunnel. Simuliert wurde dabei ein Unfall mit einer Vielzahl an Verletzten.

Zu einem Unfall mit mehreren Fahrzeugen oder einem Fahrzeugbrand kann es jederzeit im Tunnel kommen. Immerhin wird er pro Jahr von rund 4,4 Millionen Fahrzeugen genutzt. Im Ernstfall zählen für die Einsatzkräfte jeder Moment und jeder Handgriff. Und um dies zu trainieren bzw. die Koordination zu testen, dienen Tunnelübungen. „Alle vier Jahre ist eine Großübung vorgeschrieben“, sagt Florian Kriegl, Tunnelsicherheitsbeauftragter vom Referat Bauen und Umwelt der Stadt Landshut, die Verwaltungsbehörde für den 1999 in Betrieb genommenen Tunnel ist und für das Tunnelmanagement die Stadtwerke Landshut beauftragt hat. „Bei der letzten Übung wurde ein Brandereignis geübt“, sagt Kriegl. Und für die Übung 2023 stand die Rettung von vielen Verletzen im Mittelpunkt.

Rund 45 Personen sollten also aus dem Tunnel gerettet werden. Simuliert wurde ein Auffahrunfall mit zwei Bussen. Den Opfer-Statisten wurden dabei Rollen zugeteilt: bewusstlos, betrunken, im Schockzustand, schwach, panisch, verwirrt, am Arm oder Bein verletzt – es waren viele unterschiedliche psychische und körperliche Ausnahmezustände ersonnen worden, die Rettungskräfte aus der Realität kennen. „Und bitte spielt eure Rolle durch, bis ihr im Krankenhaus seid“, war die Ansage an die freiwilligen Statisten. Das vermeintliche Krankenhaus wurde an der Hauptfeuerwache an der Niedermayerstraße verortet, wo die Sanitäter die Verletzten letztendlich zur Weiterversorgung ablieferten.

45 „verletzte“ Menschen, die mehr oder weniger laut schreien, kreischen, teilweise kopflos umherirren, liefern eine beeindruckende akustische Kulisse für diese Übung. Als sich die eintreffenden Feuerwehr-Einsatzkräfte ein erstes Bild vom Unfallgeschehen machen, sind etwa 15 Minuten nach dem ersten Notruf vergangen. Die Feuerwehr rückt mit den Löschzügen Achdorf, Stadt, Rennweg Hofberg und Schönbrunn mit insgesamt 75 Personen an. Alle kümmern sich darum, die Verletzten so schnell wie möglich aus dem Tunnel zu bringen. Dabei gilt es zu priorisieren, wer zuerst aus dem Tunnel gebracht wird. Wer noch gehen kann, wird hinausbegleitet. Alle anderen werden mit Tragen oder sogenannten Schleifkorbtragen zu den Sanitätern gebracht.

Neben den beiden Tunnelportalen gibt es drei Notausgänge im Tunnel – auf Höhe des Franziskanergartens, des Prantlgartens und des Klöpflgrabens. Auch diese Ausgänge sind mit Einsatzkräften besetzt, um Personen Unterstützung leisten zu können, die es ohne Hilfe aus dem Tunnel geschafft haben. Im Notausgang am Prantlgarten befindet sich eine von drei Leitwarten, wo die Einsatzleitung das Geschehen mit Hilfe mehrerer Kameras im Tunnel an Monitoren mitverfolgen und per Funk (TETRA-Funk) entsprechend zwischen den Einheiten koordinieren kann.

Rund 80 Helfer des Bayerischen Roten Kreuzes, der Malteser und der Johanniter sowie die Polizei haben sich am Tunnelportal an der Podewilsstraße positioniert. Die Santäter sind mit 30 Rettungsfahrzeugen vor Ort und kümmern sich um die Verletzten. Auch hier spielen die Statisten unentwegt ihre Rollen, schreien, weinen, klappen zusammen oder büchsen unvermittelt aus. Schließlich soll auch hier der Ernstfall geprobt werden.

Im Tunnel haben die Einsatzkräfte weiterhin viel zu tun. Damit die Rettung der Personen noch schneller geht, fordern sie Unterstützung vom Technischen Hilfswerk an, das mit 24 Kräften zum Einsatz kommt. Rund zwei Stunden dauert es, bis die letzten Personen aus dem Tunnel gebracht sind und von den Sanitätern versorgt werden können. Nachdem alle Statisten im fiktiven Krankenhaus an der Niedermayerstraße angekommen sind, werden sie für ihr Engagement in der Freizeit mit einer Brotzeit belohnt.

Ein erstes Resümee der eingesetzten Übungsbeobachter war positiv. Eine Nachbesprechung, in der auf Details und Verbesserungsmöglichkeiten eingegangen wird, findet im Laufe dieser Woche statt. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen bei echten Einsätzen und auch bei der nächsten Großübung im Jahr 2027 ein.

Die Stadt Landshut bedankt sich für das wertvolle Engagement der durchwegs ehrenamtlichen Einsatzkräfte.

Fotos:
S. Frank

 

 

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